Workshop in Berlin, Dez. 2012IMG_0372

Gemeinsam mit:  Benten Clay, Buerau Aeiou, Laura Pregger, Llot Llov, Matylda Krzykowski, Michael Schoner, Tanja Pabelick

Intitiiert von: Depot Basel

»Die Mittel des Bastlers sind also nicht im Hinblick auf ein Projekt bestimmbar […] weil die Elemente nach dem Prinzip »das kann man immer noch brauchen« gesammelt und aufgehoben werden. Solche Elemente sind also nur zur Hälfte zweckbestimmt: zwar genügend, daß der Bastler nicht die Ausrüstung und das Wissen aller Berufszweige nötig hat; jedoch nicht so sehr, daß jedes Element an einen genauen und fest umrissenen Gebrauch gebunden wäre. Jedes Element stellt eine Gesamtheit von konkreten und zugleich möglichen Beziehungen dar; sie sind Werkzeuge aber verwendbar für beliebige Arbeiten innerhalb eines Typus.« (Claude Lévi-Strauss: Das Wilde Denken. Frankfurt 1973, S. 30f.)

So beschreibt Claude Lévi-Strauss die Bastelei zu Beginn seiner strukturalistischen Analyse Das Wilde Denken. In meiner Theoriearbeit habe ich die Bastelei, die im Design insbesondere in den 1980er Jahren eingesetzt wurde, vor dem Hintergrund der Funktionalismuskritik in der Postmoderne betrachtet.

Bastelei ist de facto eine Unterkategorie der Improvisation.  Oftmals ergibt sich die Funktionalität eines Produkts erst aus der Konstellation der vorhandenen Materialien und Werkzeuge. Anders als beim klassischen Entwurfsprozess geht dem Produkt hier nicht eine langwierige Prozedur aus Planung und Organisation voraus – vielmehr handelt es sich um die unmittelbare Konkretisierung einer Idee. Die Ideen des Bastlers entwickeln sich im Moment ihrer Realisierung in der Werkstatt, Form und Material sind bestimmt von dem, was der Bastler dort vorfindet. Hier wird Improvisation zum Formprinzip.

In der Vorläufigkeit der Bastelei liegt für Lévi-Strauss eine Art der Poesie. »[…] [D]as Poetische der Bastelei kommt auch und besonders  daher, daß sie sich nicht darauf beschränkt, etwas zu vollenden oder auszuführen; sie »spricht« nicht nur mit den Dingen […], sondern auch mittels der Dinge: indem sie durch die Auswahl, die sie zwischen den begrenzten Möglichkeiten trifft, über den Charakter und das Leben ihres Urhebers Aussagen macht. Der Bastler legt, ohne sein Projekt jemals auszufüllen, immer etwas von sich selbst hinein.« (Lévi-Strauss 1973, S. 34f.) Überdies entwickelt der Bricoleur in seiner Arbeit eine eigene Logik, die unabhängig von den regulären Planungs-Prinzipien des Ingenieurs oder Designers funktioniert. Hier sind nicht Originalität oder Perfektion bestimmende Faktoren, vielmehr funktioniert die Bricolage im jeweiligen Kontext ihrer Hervorbringung.

Anders als die Bricoleure des Neuen Deutschen Designs, die meist Produkte der Industrie zweckentfremdeten, nutzten wir in diesem Sinne die Überreste von früheren Projekten. Wir schlachteten unsere Atelierreste aus. Die »Objekte für den Tisch«, die wir gestalteten, wurden in dem Berliner Concept Store Baerck präsentiert und verkauft. Wir hatten eine Auswahl an Materialien: Holzreste, Spiegel, Draht, Textilien, Überbleibsel vom Lasercutting. All diese Materialien waren schon vorgeformt.

Unsere wichtigsten Werkzeuge waren Sekundenkleber, eine Heißklebepistole, eine Japansäge und ein Akkubohrer. Am meisten Spaß machte es, die eigenen Ideen in irgendeiner Form wieder von jemand Anderem interpretiert zu sehen. Dadurch ergab sich auch eine gewisse »formale Evolution«. Oft musste eine Funktion erst noch gefunden werden, wenn ein Ding schon fertig dastand. Schließlich haben wir uns erst beim Benennen der Dinge für ihren jeweiligen, zukünftigen Zweck entschieden.

Ergebnisse des Workshops wurden u.a bei sightunseen und domus publiziert.