Der Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz diagnostiziert in seinem aktuellsten Buch – »Die Gesellschaft der Singularitäten« – einen Paradigmenwechsel in der gegenwärtigen Kulturproduktion. Die Gesellschaft der Gegenwart ziele nicht mehr, wie noch in der klassischen Moderne, auf das Allgemeine, sondern auf das Besondere. Statt eines massenproduzierten Sofas würden wir lieber ein Vintage-Fundstück in unserem Wohnzimmer platzieren, lieber einzigartige Orte aufsuchen anstelle üblicher touristischer Ziele wie Paris, wir hätten den Anspruch, alle Aspekte in unserem Leben gleichsam zu »kuratieren« – wie Reckwitz erklärt.1 Dies geht so weit, dass wir stets neue Singularitäten produzieren müssen, sodass ein ständiges Streben nach Einzigartigkeit nichts Besonderes mehr ist, weil es zum Massenphänomen geworden ist – was sich nicht zuletzt an den strukturell immergleichen Hipster-Bars von Berlin bis Shanghai zeigt.

Man könnte nun die Konsequenzen dieser Veränderung für alle möglichen Lebensbereiche betrachten, ich möchte jedoch die Verschiebung vom Allgemeinen zum Besonderen in Reckwitz’ Darstellung zum Anlass nehmen, um – insbesondere mit Blick auf die »Grenzen des Ästhetischen« – ein durchaus interessantes Nischenphänomen des zeitgenössischen Produktdesigns zu diskutieren, und zwar die sogenannte »Designart« […]

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