reset_hfg_web2Das zweitägige Symposium re/set hatte zum Ziel, Entwurfsprozesse zu diskutieren und daraus aktuelle sowie zukünftige Bestimmungen von »Designtätigkeit« und »Designwissen« abzuleiten.
Der Begriff des Entwurfs ist eine basale Kategorie in der Designforschung. Als spezifische Kompetenz unterscheidet das Entwerfen das Design von anderen Tätigkeiten, die unter dem Label Design firmieren. Dass das Wort Design infolge seiner inflationären Verwendung diffus und uneindeutig geworden ist, wird in der Designforschung oft beklagt und steht am Anfang vieler theoretischer Arbeiten zum Design. Diese Diskussion ist zwar bekannt, hat sich jedoch längst nicht erschöpft. Neue Strategien des DIY und der postindustriellen Produktion rühren erneut an den Grenzen des klassischen Designs, umso mehr gilt es das Besondere des Designs, etwa anhand des Begriffs Entwurf, herauszuarbeiten. Wir haben haben den Zeitraum von zwei Tagen in drei Panels unterteilt sowie mit drei Stichworten versehen: Entwurf, Knowledge, Discipline.

Die Designkonferenz fand an der HfG Offenbach am 16. und 17. Mai 2014 statt. Ich habe sie gemeinsam mit Prof. Peter Eckart, Sophia Preußner und Markus Mau organisiert.

Die Gestaltung von Re/set hat einen DDC Award erhalten sowie den Junior Corporate Design Award.

1. Entwurf

Im ersten Panel waren drei Vorträge von Entwerfern versammelt, die ihre Prozesse darstellen sollten. Der erste Vortrag in diesem Panel von Caroline Seifert, Initiatorin einer Designabteilung innerhalb der Deutschen Telekom, handelte von den Auswirkungen des Designs innerhalb eines Konzerns. Im zweiten Vortrag hat Jeroen Verbrugge, Gründer des niederländischen Büros »Flex the Innovation Lab«, die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Marken sowie die Vernetzung von Design und Politik in den Niederlanden dargestellt. Der Industriedesigner Stefan Diez betrachtete in seinem Vortrag die postindustriellen Produktionsbedingungen, die es Autorendesignern, meist in der Möbelindustrie, zunehmend erschweren, mit Firmen zusammenzuarbeiten.

2. Knowledge

Das zweite Panel versammelte Vorträge zum Thema Wissensproduktion im Design sowie Wissen im Entwurf. Gui Bonsiepe, der erste Redner des zweiten Panels, hat sich in seinem Vortrag mit Perspektiven der Designausbildung, insbesondere im Hinblick auf die nun schon seit einigen Jahren laufenden PhD-Programme beschäftigt. Bonsiepe konstatierte, Design müsse sich hinter diesen Wissenschaften nicht verstecken, es könne nicht nur das Design von den Wissenschaften lernen, sondern umgekehrt auch die Wissenschaft vom Design. Die Philosophin Sabine Ammon, die zweite Rednerin des Panels, argumentierte, dass Designer in ihren Entwurfsprozessen Wissenswerkzeuge hervorbringen. Gemeint waren damit konkrete Zeichnungen und Modelle, in denen sich Wissen materialisiert. Jan Boelen, ein belgischer Kurator und Designkritiker, hat im letzten Vortrag an diesem Tag verschiedene Projekte vorgestellt, die das herkömmliche Produktdesign um das Element des Sozialen erweitern. Im Anschluss folgte eine von Klaus Klemp moderierte Podiumsdiskussion, an der die Redner der bisherigen Panels teilnahmen.

3. Discipline

Im dritten Panel haben zwei Professoren der HfG, und zwar Martin Gessmann und Hans Zitko, Klaus Krippendorffs »Semantic Turn« kritisiert und gezeigt, dass dieser Turn nicht den Kriterien einer philosophischen Analyse standhalten kann. Die Designforscherin Susanne Hauser widmete sich erneut der Frage des Verhältnisses von Design und Wissenschaft. Der langjährige Professor für Designtheorie an der HfG, Bernhard E. Bürdek, hat in seinem die Konferenz abschließenden Vortrag eine Linie von der Methodologie der HfG Ulm bis hin zur Gegenwart gezogen, in der eine neue Generation unter veränderten Bedingungen, nämlich im Hinblick auf digitale Produkte, entwirft.

Zusammenfassend:

Designtheorie muss sich aus sich selbst heraus entwickeln. Schon in den Artefakten und Prozessen der Designer ist ein umfassendes disziplinäres Wissen verkörpert, das auch in den Designdiskursen, also in Blogs, Magazinen, Büchern und eben auf Konferenzen wie re/set reflektiert wird. Es wäre problematisch, Designproduktion an der Rigorosität der naturwissenschaftlichen Methodik oder an den auf Sprache und Diskursivität fokussierten Geisteswissenschaften zu messen. Auch kann mit Design nicht nur das finale Produkt als Untersuchungsgegenstand gemeint sein, es muss auch die prozesshafte Praxis der Designer, die man als dynamischen, diskontinuierlichen Prozess auffassen muss, mitdiskutiert werden.

Die Konferenz konnte etwa 230 Besucher verzeichnen.

Grafik des Projekts: Sophia Hirth

Ankündigungen und Resonanz: