Vortrag bei der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik (»Das ist Ästhetik!«) an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, 14. – 17. 02. 2018, Panel »Kunst und Design«, Freitag, 16. Feb.

Mein Beitrag wird mit Blick auf die »Grenzen des Ästhetischen« ein Nischenphänomen des zeitgenössischen Designs, und zwar die sogenannte »Designart« vor dem Hintergrund aktueller Debatten um das Verhältnis von Design und Kunst diskutieren. Als eigenständige Strömung hat sich die Designart in den 1970er und 1980er Jahren herausge- bildet. So produzierte das »Neue Deutsche Design« aus Restmaterial, billigen Wegwerfartikeln und industriellen Halbzeugen Einzelstücke, die als Gegenentwurf zum gestalterischen Funktionalismus der späten Moderne gemeint waren und die schnell das Interesse etablierter Kunstinstitutionen erregten. Sie wurden zum Beispiel bei der documenta 8 gezeigt.

Auch heute handelt es sich um Einzelstücke im Bereich des Möbeldesigns, die zwischen Kunsthandwerk und Mate- rialexperiment oszillieren. Während der auf Designart spe- zialisierten Messe Design Miami/Basel trifft sich alljährlich eine internationale Szene von Gestaltern und Galeristen, die im Kontext der Designart arbeiten.

Ihre skulpturalen Möbelentwürfe sind auf formaler Ebene zuweilen kaum von den Produktionen der Gegenwartskunst zu unterscheiden, aber sie vermögen die Idee von Singularität bloß auf der Ebene der Form auszubuchstabieren (ein gutes Beispiel hierfür sind etwa die Arbeiten von Maarten Baas). Während der produktive Impuls des Neuen Deutschen Designs noch in der Sichtbarmachung einer Grenzverwischung zwischen Design und Kunst bestand, so scheint die Designart heute bei kunsthandwerklichen Möbelentwürfen stehengeblieben zu sein.

Ihre besten Momente hat die Designart heute außerhalb der hierfür installierten Formate, und zwar dort, wo sie an Forschungszusammenhänge aus den Ingenieurs- und Naturwissenschaften anschließt. Ein gutes Beispiel ist der »Solar Sinter« von Markus Kaiser (2011), ein solargetriebener 3D-Drucker, der anhand eines Laserstrahls Sand schicht- weise zu Skulpturen formt. Weil hier Kunst, Design und Technik auf so anschauliche Weise miteinander verbunden wurden, avancierte der Solar Sinter zum Sinnbild für das transformatorische Potential der additiven Fertigungsme- thoden. Die Au ösung des Paradigmas der seriellen Pro- duktion im Design und das Arbeiten an der Grenze zur Kunst in den 1980er Jahren hat wiederum wesentlich dazu bei- getragen, solche experimentellen Ansätze überhaupt erst zu ermöglichen.

Ich möchte in meinem Beitrag solche partizipativen, diskursiven und auch aus technischer Sicht interessanten Projekte von den Projekten abgrenzen, die das Feld der singulären Produkte im Kontext von Messen und Galerien bestimmen.

Die Tagung wird gestaltet und organisiert von Juliane Rebentisch, Anne Gräfe, Felix Kosok, Felix Trautmann und Mathias Bär.

Das umfassende Programm der Tagung »Das ist Ästhetik!«: http://www.dgae.de/wp-content/uploads/2017/06/DGAeX_2018_Programm1.pdf